Autor*in: Keah Rieger
Titel: Wir waren frei
Verlag: BoD
Seitenzahl: 300
Klappentext:
2032
Kriege und Naturkatastrophen haben dazu geführt, dass große Teile der Erde nicht mehr bewohnbar sind. Der achtzehnjährige Paul ist einer der ersten Menschen, die auf den
künstlichen Kontinent Lex im Pazifik umsiedeln - ein utopisches Paradies für all diejenigen, die es sich leisten können.
71 p. c.
Siebzig Jahre später hat sich auf Lex eine neue, friedliche
Gesellschaftsform etabliert, in der die Menschen ohne Konflikte
zusammenleben.
Um den Frieden und die innere Sicherheit zu wahren, wird in Kauf
genommen, dass die Regierung stark in das Leben des Einzelnen eingreift.
So werden den Bürgern sämtliche wichtige Entscheidungen abgenommen und
bestimmte Rechte beschnitten.
Die sechzehnjährige Vinnie steht kurz vor ihrer Zwangsheirat mit einem von der Regierung ausgewählten Fremden.
Sie glaubt fest an das System - doch dann fällt ihr Pauls Tagebuch in die Hände und ihr Weltbild gerät ins Wanken.
Rezension:
Vinnie lebt wohlbehütet in LEX auf, dem einzig übriggebliebenen Kontinent nach dem großen Krieg. Sie freut sich auf den Tag, an dem sie ihren zukünftigen Ehemann kennenlernen soll - diesen wählt die Regierung für sie aus. Doch als ihr ihr Partner vorgestellt wird und dieser so gar nicht ihren Vorstellungen entspricht, beginnt Vinnie an dem System zu zweifeln. Dann findet sie auch noch ein Tagebuch aus der alten Welt und alles, woran sie bisher geglaubt hat, beginnt zu schwanken.
Lang, lang ist es her seit meiner letzten Dystopie, obwohl ich das Genre eigentlich sehr gerne mag: Besonders das Worldbuilding find ich immer sehr spannend. Was macht die Welt auf den ersten Blick besser als unsere eigene und wo beginnt das Bild zu bröckeln? LEX ist ein künstlich angelegter Kontinent, auf dem alles geplant und symmetrisch ist. Da es in der alten Welt immer wieder zu Streitereien zwischen den Geschlechtern gekommen ist und Frauen misshandelt wurden, bekommt jede/r seinen/ihren festen Partner zugeteilt. So kann es nicht zu Neid und Eifersucht untereinander kommen. Außerdem gibt es wieder die altertümlichen Geschlechterrollen: Der Mann arbeitet und die Frau bleibt zu Hause und kümmert sich um Zuhause und die Kinder. Verbrechen werden von den allgegenwärtigen Drohnen frühzeitig entdeckt und die Übeltäter schwer bestraft.
Die Welt erinnert an manchen Stellen an 1984, Fahrenheit 451 oder auch The Handmaid's Tale. Dabei ist sie aber kein Abklatsch davon, sondern sehr interessant gestaltet und mit vielen Herleitungen aus der heutigen Welt, die zum Nachdenken anregen. Ich hätte mir tatsächlich gewünscht, noch tiefer in die Welt einzutauchen. Vinnie befindet sich für große Teile der Handlung in ihrem Haus bzw. in ihrem Zimmer und von der Außenwelt wird oftmals nur berichtet. Da hätte ich gerne mehr von aus erster Hand erfahren. So fühlte sich die Erzählung manchmal nur wie eine sehr lange kurzgeschichte an.
Zum einen wird die Geschichte aus Vinnies Sicht erzählt, welche anfangs vollkommen LEX-konform ist, dann aber beginnt zu zweifeln, und zum anderen aus der Sicht von Paul mittels seiner Tagebucheinträge. Er bekommt den Wechsel von der alten zur neuen Welt hautnah mit und teilt seine Gedanken. Obwohl man nur seine Einträge liest, ergibt sich doch ein klares Bild von ihm und man scheint ihn am Ende zu kennen, Vinnie geht es genauso.
Ohne zu spoilern, möchte ich nur sagen, dass ich das Ende sehr gemocht habe, da es nicht unbedingt das war, was man meistens so erwartet.
Fazit:
Insgesamt hätte ich mir ein paar Seiten mehr gewünscht, um noch mehr in die Welt von LEX einzutauchen und dass Vinnie ein bisschen mehr von der Außenwelt erlebt hätte, aber das wäre nur die Kirsche auf der Sahnetorte gewesen. Insgesamt eine kurzweilige und sehr interessante Dystopie!
Kommentare
Kommentar veröffentlichen